Frühjahrstreffen im Luisenpark Mannheim 2006

10.06.2006 - Ich war das erste Mal bei einem Kranio-Treffen

Ich wusste nicht, was auf mich zukommt, noch, was ich dort erzählen soll, muss oder will. "Werden alle über Ihre Kranio-Erfahrungen berichten oder nur einen schönen Tag miteinander verleben, ohne ein Wort über ihre Krankengeschichte zu verlieren?", dachte ich. All dies ging mir durch den Kopf.
Ich war mit meiner Freundin angereist. Wir standen vor dem Haupteingang. Jetzt fragte Sie mich, "Wie erkennen wir denn nur die Anderen?" Ich wusste es nicht. Ich kannte nur die Forenkürzel und ein paar Namen. Ich dachte bei mir: "Ich werde Sie schon erkennen, nur Guten Mutes sein"
Und tatsächlich. Da stand jemand bei einer kleinen Gruppe, der fast so aussah wie ich. Etwas dicker im Ansatz und bei näherem Anschauen; ja da ist die Narbe am Kopf. Hier bin ich richtig. Es war ein netter Empfang und sofort wurden wir beide in die Gruppe eingebunden. Wir warteten noch auf zwei Nachzügler und dann ging's los.

Einmal quer durch den Park und dabei immer viel Reden. Das tut gut. Endlich mal Leute, die das gleiche durchgemacht haben wie man selbst. Die Angstausbrüche bei Klassenfahrten wegen der vermeintlich vergessenen Medikamente in der Jugend oder die Stories rund um die Medikamente, die einfrieren, zu heiß werden oder sonst wie ihren Geist aufgeben.

Am anderen Ende haben wir dann einen Stopp an einem Kiosk mit einem Kuchenstand, wo es die leckersten Kuchen gab, gemacht. Dort wurde sich dann in einen Kreis gesetzt und wieder über alles Mögliche geredet. Die Zeit verstrich und wieder ab zum Haupteingang. Dort wurden das Amphibienhaus und das Aquarium entdeckt und sofort besichtigt. Auch auf diesem Weg gab es wieder viel zu reden. Mittlerweile kannten wir uns untereinander schon und es wurde etwas intensiver nachgefragt und auch etwas gebohrt. Christian wollte leider nicht mit rein, weil ihm die Hitze im Gebäude etwas zu schaffen machte. Er wartete ganz fleißig vor dem Eingang. Leider verlies er uns, als wir den Haupteingang des Parks wieder erreichten.

"Wollen wir noch mal auf die große Wiese", wurde gefragt. "Ja", hieß die Antwort und mit ein paar Schlenkern erreichten wir sie dann auch. Ein schönes Fleckchen gesucht, die Decke ausgebreitet und wieder wurde ausgiebig geredet. Es wurden die Mitbringsel, wie Kekse, Getränke und Früchte untereinander geteilt und es kam etwas intensiver zum Gespräch. Dort saßen wir dann eine ganze Weile. Redeten über die Vor- und Nachteile eines Behindertenausweises und das Leid der Kranios mit den Frauen.

Ich war während der ganzen Tour durch den Park sehr gefragt, denn die anderen waren fast alle jünger als ich und kannten mich noch nicht. Ich antwortete sehr gerne und es hat mich sogar ein wenig Stolz gemacht, meine Erfahrungen und mein Wissen anderen erzählen zu können. Ich kam mir wie ein Krankenbild oder Krankheitsverlauf aus der Zukunft vor, das man so richtig löchern kann. Aber auch ich habe viel von den Anderen erfahren. Ich hatte mich vorher nämlich noch nie mit anderen austauschen können oder um bei der Wahrheit zu bleiben: "nicht gewollt". Jetzt war ich erstaunt wie sich die Geschichten der Kranios gleichen. Jeder hatte etwas anderes zu berichten gewusst und ich war begeistert, wie viel Neues für mich dabei war.

Nebenan spielten ein paar Jugendliche/Erwachsene, so zwischen 17 und 19 Jahre alt, Fußball. Sie beobachtend und die jüngeren Kranios neben mir, erinnerte ich mich an meine Jugend und wie ich mich, trotz gleichen Alters, von meinen damaligen Schulfreunden entfernt hatte. Sie wuchsen viel schneller, waren kräftiger und hatten eine Freundin an ihrer Seite. Sie haben mich einfach überholt. Sie entwickelten sich einfach anders und hatten auf einmal ganz andere Interessen als ich. Ich wollte immer genau so sein wie Sie. Konnte dies aber nicht. Heute habe ich einen Entwicklungsstatus erreicht, wo der Unterschied zu Gleichaltrigen äußerlich nicht mehr auffällt. Aber innerlich habe ich immer noch Defizite, die ich wahrscheinlich auch nicht so leicht aufholen werde. Dies alles lies in mir den Wunsch entstehen, viel mehr meines Wissens Anderen zur Verfügung zu stellen, damit sie sich nicht so weit von ihren Gleichaltrigen entfernen müssen wie ich damals. Quasi nach dem Motto: "Hört auf mich, ich habe die Fehler, die Ihr wahrscheinlich machen werdet, alle schon gemacht!"

Es wurde fast dunkel, als wir uns wieder zu unserem Startpunkt auf machten. Dort verabschiedeten wir uns und gingen wieder unserer Wege. Aber mit dem Versprechen, dass wir uns bald wieder sehen oder uns im Forum schreiben werden.

Ich habe für mich etwas von dem Treffen mit nach Hause nehmen können. Das Wissen, dass ich nicht alleine auf dieser Welt bin, dass es ganz viele Leute gibt, denen es genau so geht wie mir und die gerne mit mir darüber reden und die vielen Neuigkeiten die ich in Erfahrung gebracht habe.
Ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen und das Treffen in Bad Sassendorf. Da will ich unbedingt hin und freue mich schon jetzt darauf. Dort werde ich bestimmt auch ältere Kranios treffen, die mir dann von ihren Erfahrungen berichten können.

Es war ein sehr schöner Tag und noch mal Danke für eure Offenheit

Thomas

 

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